Obwohl 80% der Internetnutzer das Tracking des Surfverhaltens ablehnen, wird es stetig weiter ausgebaut. Dabei sind folgende Tendenzen erkennbar:
- Mehr Trackingelemente werden auf den Webseiten eingesetzt.
Das Projekt Web Privacy Census der University of California verfolgt seit mehreren Jahren die Entwicklung und dokumentiert einen stetigen Anstieg von Trackingelementen bei den meistbesuchten Webseiten (Top-100, Top-1000 und Top-25.000). Als Beispiel soll die Anzahl der Cookies dienen, die beim Besuch der 100 populärsten Webseiten gesetzt werden (ohne Login, nur beim Betrachten der Webseiten):
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Anzahl der Cookies |
2009 |
3.602 |
2011 |
5.675 |
2012 |
6.485 |
84% der Cookies stammen dabei von Drittseiten. Die Daten werden an mehr als 600 Server übertragen.
- Überproprtionale Zunahme von schwer blockierbaren Trackingelementen.
Die Verwendung von EverCookie Techniken steigt dabei überproportional an. Immer mehr Webseiten verwenden HTML5 DomStorage, Browserfingerprinting oder ETags aus dem Cache für die Verfolgung des Surfverhaltens. Für die meistbesuchten Webseiten wurden folgende Zahlen zur Nutzung von EverCookie ermittelt:
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Nutzung von EverCookies |
2011 |
19% der Webseiten |
2012 (Mai) |
34% der Webseiten |
2012 (Okt.) |
38% der Webseiten |
- Flash-Cookies werden seltener eingesetzt.
Diese Technik befindet sich auf dem absteigenden Ast. Im Oktober 2012 setzten nur noch 11% der populären Webseiten Flash-Cookies ein. Dabei handelt es sich überwiegend um Webseiten mit Flash-Videos. Youporn.com speichert persönliche Preferenzen beispielsweise in Flash Cookies und nicht in normalen Cookies.
- Markbereinigung unter den Datensammler
Durch den Aufkauf kleinerer Anbieter durch die Großen der Branche erfolgt eine Marktbereinigung. Es bilden sich sogenannte Tracking-Familien, die die Daten untereinander austauschen und somit eine große Reichweite bei der Beobachtung des Surfverhaltens haben.
Die größten Tracking-Familien sind:
- Die Google-Familie ist unangefochten die Nummer Eins. 44% der weltweiten Umsätze in der Onlinewerbung werden durch diese Gruppe erzielt. Zum Google Imperium gehören die Firmen YouTube, DoubleClick mit falkad.net, FeedBurner, Springs, Adscape, AdMob, Teracent, Invite Media, Admeld, Adelphic, Wildfire Interactive. Die folgende Tabelle zeigt, wie das Google Imperium seine Präsenz auf den 1000 populärsten Webseiten in den letzten Jahren ausbauen konnte:
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Trackingelemente der Google-Familie |
2005 |
auf 7% der Webseiten |
2006 |
auf 16% der Webseiten |
2008 |
auf 55% der Webseiten |
2009 |
auf 80% der Webseiten |
2012 |
auf 97% der Webseiten |
- Auf den Plätzen 2-4 folgen mit einem Marktanteil von je 3-8%:
- die Microsoft-Familie u.a. mit atdmt.com, adbureau.com, aquantive.com
- die
Yahoo! Familie u.a. mit adrevolver, yieldmanager, overture
- die AOL-Familie u.a. mit adsonar.com, tacoda.net, advertising.com.
- Die im Februar 2013 vereinbarten Kooperation von Facebook mit den bisher eigenständigen Trackingdiensten BlueKai und Epsilon bildet den Kern einer weiteren bedeutenden Tracking Familie.
- Einbeziehung von Daten aus der realen Welt.
Die Beobachtung des Surfverhaltens und der Online-Einkäufe liefert nur ein unvollständiges Bild unserer Interessen. Durch Einbeziehung von Daten aus dem realen Leben sollen die Profile verbessert werden.
- Im Februar 2013 hat Facebook eine Kooperation mit den Datenhändlern Axciom und Datalogix bekannt gegeben. Diese Firmen werten umfangreiche Daten aus der realen Welt aus (Kreditkartenzahlungen, Rabattkarten usw.). Damit sollen die Werbeeinblendung bei Facebook individueller und zielgerichteter auf die Interessen der Mitglieder zugeschnitten werden.
- PayPal.com will sein Bezahlsystem auch offline in der realen Welt anbieten und verspricht den teilnehmenden Geschäften, dass sie mehr über die Vorlieben ihrer Kunden erfahren werden. Natürlich wird auch PayPal.com mehr über die realen Interessen der Kunden erfahren.
- Nutzung der Daten durch die "Dienste"
Alle Datensammlungen wecken natürlich Begehrlichkeiten bei den Geheimdiensten und Strafverfolgern. Leider ist wenig konkretes darüber bekannt. Bei der Anhörung des US Senate Commerce Committee zu den Probleme von Online-Tracking im Juni 2012 sagte B. Liodice als Vertreter der Werbeindustrie, dass das Tracking das Surfverhaltens der Internetnutzer für die Sicherheit der USA wichtig und notwendig ist.
Die EFF.org kommentierte:
In yesterday's Senate hearing, we heard the advertising industry admit that their near-ubiquitous online tracking program is being used for issues that are the purview of law enforcement.
Über Art und Umfang der Kooperation der Trackingfirmen mit den "Dienste" ist mir bisher nichts Konkretes bekannt. Wenn es belastbare Leaks gibt, werde ich es ergänzen.