Privacy-Handbuch

Mirror von awxcnx.de, Stand: 2013-05-13
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Kommunikationsanalyse ist ein abstrakter Begriff. Anhand eines stark vereinfachten Beispiel soll eine Einführung erfolgen, ohne den Stand der Forschung zu präsentieren.

Das Beispiel zeigt die Analyse einer subversiven Gruppe auf Basis einer Auswertung der Kommunikationsdaten von wenigen Mitgliedern. Die Kommunikationsdaten können aus verschiedenen Kanälen gewonnen werden: Telefon, E-Mail, Snake-Mail, Instant-Messaging, Soziale Netze…

Für unser Beispiel geben wir der Gruppe den Namen "Muppet Group", abgekürzt "mg".
Als Ausgangslage ist bekannt, das Anton und Beatrice zur "mg" gehören.
Ausgangslage
Durch Auswertung aller zur Verfügung stehenden Kommunikationsdaten von Anton und Beatrice erhält man ein umfangreiches Netz ihrer sozialen Kontakte. Dabei wird nicht nur einfache Anzahl der Kommunikationsprozesse ausgewertet, es wird auch die zeitliche Korrelation einbezogen.
Soziale Kontakte
Besonders häufig haben beide (zeitlich korreliert) Kontakt zu Clementine und Detlef. Diese beiden Personen scheinen eine wesentliche Rolle innerhalb der Gruppe "mg" zu spielen. Einige Personen können als offensichtlich privat aus der weiteren Analyse entfernt werden, da nur einer von beiden Kontakt hält und keine zeitlichen Korrelationen erkennbar sind.

Ideal wäre es, an dieser Stelle die Kommunikation von Clementine und Detlef näher zu untersuchen. Beide sind aber vorsichtig und es besteht kein umfassender Zugriff auf die Kommunikationsdaten. Dann nimmt als Ersatz Frida, um das Modell zu präzisieren.
Ergebnis
Frida unterhält vor allem einen engen Kontakt zu Detlef, was zu einer Umbewertung der Positionen von Detlef und Clementine führt. Bei Emil handelt es sich evtl. um einen zufällig gemeinsamen Bekannten von Anton und Beatrice, der nicht in die "mg" eingebunden ist.

Reale Kommunikationsnetzwerke sind etwas komplexer. Auf Grundlage der Daten, die von T-Mobile über den Politiker Malte Spitz gespeichert wurden, hat Michael Kreil von OpenDataCity die folgende Grafik erstellt.
Daten
Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass man nur die Kommunikationsdaten von 8-10% der Mitglieder einer Gruppe auswerten muss, um ein nahezu vollständiges Abbild der Struktur einer Gruppe zu erhalten. Wer sich tiefer in das Thema einarbeiten möchten kann sich mit der Studie Rasterfahndung nach Meinungsmachern oder der Schwulen-Radarfalle beschäftigen.

Im Rahmen der Vorratsdatenspeicherung (VDS) sollen genau die Datenbestände angelegt werden, die den Geheimdiensten und dem BKA eine umfassende Kommunikationsanalyse ermöglichen. Zur Kriminalitätsbekämpfung und -prävention taugt die VDS nicht, wie ein Vergleich der Kriminalitätsstatistik des BKA für die Jahre 2007, 2008 und 2009 zeigt. Es wird nicht einmal die erwartete um 0,006 Prozentpunkte höhere Aufklärungsrate erreicht.
  2007
(ohne VDS)
2008
(ohne VDS)
2009
(mit VDS)
Gesamtzahl der Straftaten 6.284.661 6.114.128 6.054.330
Aufklärungsrate (gesamt) 55.0% 54.8% 55.6%
Straftaten im Internet 179.026 167.451 206.909
Aufklärungsrate (Internet) 82.9% 79.8% 75.7%
(Tabelle wurde übernommen von JonDonym)

In einem offenen Brief sprechen sich Richter und Staatsanwälte der Neuen Richtervereinigung (NRV) gegen die Vorratsdatensepicherung aus und widersprechen der Darstellung von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und BKA-Chefs Ziercke, wonach die VDS für die Kriminalitätsbekämpfung unbedingt nötig wäre.
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